symposien
INTERNATIONALES KERAMIKSYMPOSION 1972 IN STOOB
Der im September 1970 so tragisch verstorbene Professor Kurt Ohnsorg hatte im September 1963 in Gmunden einige Keramiker des In- und Auslandes zu gemeinsamer Arbeit um sich geschart. In engstem persönlichem Kontakt wurde getöpfert und geformt, entworfen, verworfen und angefertigt, glasiert und gebrannt: das erste Internationale Keramiksymposion der Welt hatte begonnen.
Die Idee des Keramiksymposions kann wahrscheinlich nur in einem Paradox ausgedrückt werden: Individuellste Gemeinsamkeit. Aus der Improvisationentwickelte sich eine Organisationsform, die weltweit bekannt wurde und ähnliche Veranstaltungen in zahlreichen Ländern anregte.
Was bewirkt das einzigartige Fluidum des Symposions?
Aus Nebeneinander-Arbeiten wird ZusammenArbeiten.Diskussion nicht nur vor Beginn oder nach dem Ergebnis der Arbeit, sondern vor allem während der Arbeit, während des künstlerisch-schöpferischen Prozesses. Welche Wechselwirkung! Meinungen prallen aufeinander, es entstehen neue Orientierungen und das Wichtigste: Kommunion durchbricht Isolationen.
Als Manifestation einer Evolution ist das Symposion Praxis einer Dialektik von Forderungen, Widerspruch und Synthesen, ist Katalysator einer Weiterentwicklung, ist Impuls zu neuen Aufbrüchen, ist nachhaltiges Spannungsfeld. Wie interessant auch die im Symposion geschaffenen Werke sein mögen, noch wichtiger sind Eindrücke und Anregungen, die die Teilnehmer mitnehmen und die sich nachhaltig auf das weitere Schaffen auswirken. In beiden Hinsichten darf man das Symposion 1972 in der Landesfachschule für Keramik und Ofenbau in Stoob (Burgenland) als gelungen bezeichnen.
(Einleitungstext zum Katalog Stoob 1973)